RHEINGAU-TAUNUS-MEISTERSCHAFTEN Gruppenligist SG Orlen fertigt Presberg im Endspiel 6:2 ab / Im Schnitt fünf Treffer pro Partie / AH-Krone an Bleidenstadt
(nn). Vor Jahren hatte die SG Orlen mit dem zur Perfektion gebrachten Überzahlspiel inklusive "fliegendem" Torhüter Hallentitel gesammelt wie andere Leute Briefmarken. Inzwischen ist der Aktionsradius der Keeper eingeengt und der abstiegsbedrohte Fußball-Gruppenligist hat die Umstellung verarbeitet. Mit einem 6:2 im Finale über den SV Presberg heimste die SGO die Rheingau-Taunus-Meisterschaft ein. Mario Nogly (2), Christoph Baum, Dennis Nüchtern, Martin Jeromin und Timo Jung zeichneten sich als Torschützen aus, bei den Rheingauern Christian Poharetzki und Helmut Preisler.
Spielkultur statt Bolzerei
Dritter wurde der spielstarke A-Liga-Spitzenreiter Geisenheim 08, während bei den Alten Herren der TSV Bleidenstadt den Titel souverän verteidigte. Bei den Aktiven standen am Ende aus 75 Partien knapp 400 Tore zu Buche. Dazu die Erkenntnis, dass besonders am Endrundentag alle Teams spürbar um Spielkultur bemüht waren. Herbe Fouls und hirnlose Distanz-Bolzerei vergangener Jahre wurden ersetzt durch Doppelpässe und herausgespielte Treffer. "Die Veranstaltung war ein voller Erfolg", meinte Turnierchef Gerhard Rüppel nach vier turbulenten Tagen im Bleidenstadter Sport- und Jugendzentrum.
Die nur mit wenigen Spielern des Hessenliga-Kaders erschienene TSG Wörsdorf nahm ihr Ausscheiden gelassen. Alle Konzentration gilt dem ersten Punktspiel am 6. März in Hünfeld. Schließlich will die TSG noch das Wunder "Klassenverbleib" vollbringen. Neu ist Stürmer André Böttner (24), der für den FC Cleeberg (Gruppenliga Gießen/Marburg) bislang 18 Tore erzielt hat, zuvor bei Eintracht Wetzlar und beim VfB Marburg kickte. Verlassen haben die TSG Dimi Litke (in Kontakt mit Biebrich 02), Erkan Demirtas, Karim Karouia und Viktor Schreiner.
Während in Wörsdorf wie gewohnt das Spieler-Karussell munter rotiert, setzen viele unterklassige Rheingau-Taunus-Clubs ganz auf personelle Selbstversorgung durch eigenen Nachwuchs, Kontinuität und Gemeinsinn. Beispiel FC Hettenhain: In Eigenregie will der A-Ligist in diesem Jahr ein nagelneues Vereinsheim aus dem Boden stampfen. "Das schürt den Zusammenhalt innerhalb der jungen Truppe", sagt Trainer Jan Mannsfeld, der für die Saison 2010/11 bereits sein Ja-Wort gegeben hat.
Barisspor beeindruckt
Auch B-Liga-Primus FC Kiedrich, der im Frühjahr drei A-Jugendliche in den Kader integrieren will, baut auf Eigengewächse und auf eine Philosophie abseits monetärer Pfade. Der erfahrene Trainer Rolf Stumpf hat sichtlich Spaß an dieser Aufgabe. Zumal bis 2011 der avisierte Kunstrasen ausgerollt sein soll. "Ziel ist es, irgendwann wieder den Sprung in die Kreis-Oberliga zu schaffen", so Stumpf .
Der B-Liga-Zweite SV Steckenroth darf vom Durchmarsch träumen. Für Trainer Jörg Lange wäre das ein krönender Abschluss. Der 41-Jährige, der dazu beigetragen hat, die Phase der Existenznot zu bewältigen, wird nach Rundenschluss aufhören. Er bekennt: "Drei Jahre sind genug. Die Jungs brauchen eine Veränderung." Bärenstark trumpfte C-Liga-Primus Barisspor Idstein auf, schnupperte sogar am Viertelfinal-Einzug. Doch zwei Siege aus drei Endrundenspielen reichten nicht, weil Kiedrich beim Torverhältnis im Vorteil war.
März vermisst Bodenhaftung
Bei A-Ligist SV Bosporus Eltville hat sich der deutsche Spielertrainer Frank "Theo" März eingelebt: "Anfangs gab es Diskussionen. Jetzt haben alle verstanden, wie wichtig Kondition und Disziplin sind", sagt der 41-Jährige, der den am Abschlusstag spiegelglatt gewordenen Hallenboden bemängelte: "Man hätte vielleicht die Spielfläche zwischen den Spieltagen einmal reinigen müssen. Ansonsten war das eine super Veranstaltung."